Über uns - Rosemarie Arzt und Dagmar Kamps

Kennengelernt haben wir uns bei der Fortbildung zur „Spielleiterin für Szenische Interpretation von Musiktheater“ (Staatsoper Unter den Linden). Dort entstand die Idee, diese Spielform, erweitert durch unsere je eigenen Professionen, Persönlichkeiten und Erfahrungen, in Workshops anzubieten. Über die szenische Interpretation hinausgehend möchten wir psychologische Hintergründe aufdecken und Bezüge zur aktuellen Lebenssituation herstellen. Und Selbsterfahrungsprozesse ermöglichen, ohne im engeren Sinne therapeutisch zu sein.

Uns beide vereint unsere Leidenschaft für die Oper und unser Anliegen, diese Faszination interessierten Laien jeglichen Alters zugänglich zu machen. Und zwar nicht nur durchs Zuhören, sondern durchs Mitspielen. Und beide haben wir die Erfahrung gemacht, wie eng Stimme und Seele verbunden sind und welche Energie durch die Stimme freigesetzt werden kann.

Beide leisten wir uns einen weitgehend emotionalen und subjektiven Zugang zur Musik. Wir lassen zu, dass wir von einer Arie ergriffen und mitgetragen werden. Oder von der Gewalt der Töne überwältigt sind. In unseren Workshops wird denn auch nicht bewertet und analysiert, sondern gehört, gespielt und erlebt.

Wir sind offen für Experimente. Wir halten die Spannung aus zwischen dem provokanten Umdichten des Librettos (Wer sagt schon, dass am Schluss immer jemand sterben muss?) und der Hochachtung vor dem künstlerisch-musikalischen Schaffen, das uns mit einer Oper gegenüber tritt.

Dagmar Kamps innen-opern
Dagmar Kamps
, Pädagogin. Psychotherapie (HPG)  - mehr...

Rosemarie Artz
Rosemarie Arzt
, Sängerin, Instrumentalistin, Musiktheater-pädagogin - mehr...

Dagmar Kamps


Mein beruflicher Hintergrund

Ich bin Pädagogin, psychologische Beraterin und Mediatorin. Seit über zwanzig Jahren begleite ich Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch schwierige Lebenssituationen und unterstütze sie dabei, Krisen zu überstehen und ihren eigenen Weg zu finden. Daneben engagiere ich mich als Leiterin eines Grundschulprojekts für sozial benachteiligte Kinder und habe eine eigene Pädagogische Lernpraxis.

Meine musikalische Biographie


Mein Zugang zur Musik ist ein persönlicher und unmittelbarer: Mich interessiert, was Musik mit Menschen macht und wie das Erleben von Musik zur seelischen Heilung oder Gesunderhaltung beitragen kann. Für mich ist Musik ein Gegenüber, das anregen, abstoßen, provozieren, trösten und verführen kann. Sie kann unser Erleben intensivieren, unsere Selbstheilungskräfte stärken und uns mit der Welt verbinden. Jede wirkliche Begegnung mit Musik hat eine therapeutische Wirkung. 

Musik durchzieht mein Leben von Beginn an, und Geige spiele ich seit dem Vorschulalter. Ich erinnere mich, wie ich unter dem Flügel im Wohnzimmer sitze und spiele, umgeben von den dröhnenden Klängen klassischer Klaviermusik, inmitten eines vibrierenden musikalischen Kraftfeldes - und selbst ein Teil davon.

Auch später blieb mir das Musizieren immer wichtig, ob im Orchester, im Chor, mit Freunden, bei Auftritten oder einfach für mich. Es gab aber auch Zeiten, in denen ich die Musik bewusst meiden musste. Später kam die Entdeckung meiner eigenen Stimme im Gesangsunterricht dazu und ich lernte dabei völlig neue Seiten an mir und meiner Stimme kennen.

Mein heutiges Verhältnis zu Musik


Wo immer möglich integriere ich Musik in mein berufliches Handeln und erlebe, wie bereichernd es für meine Klienten ist, sich musikalisch-kreativ auszudrücken.

Ebenso für mich selbst: Durch mein Einlassen auf die Musik fühle ich mich vollständiger als jemals zuvor. Musik ist für mich wichtigste Kraftquelle geblieben.
Wenn ich Geige spiele, empfinde ich die entstehenden Klänge als eigenständige Stimme. Und wenn es mir gelingt, ihr zuzuhören, erfahre ich vieles über mich selbst. Diese Streicherstimme widersetzt sich Korrekturen und liebt die Freiheit.
Wenn ich singe, begegne ich mir selbst noch intensiver. Das kann schön und erschreckend sein, aufregend oder beruhigend, aber nie langweilig.
Und wenn ich Musik höre? Das kann ich, vor allem bei Opernmusik, nicht einfach nebenbei tun. Die Wucht und Unmittelbarkeit, mit der sie mich ergreift, erlaubt das nicht.

Wenn ich mich auf die Wunderwelt der Musik einlasse, wenn ich mich dafür entscheide, mich ihr zu öffnen, dann treibt sie mich ins Tun. Denn handelnd bin ich ihr gewachsen, egal ob ich mitsumme, singe, mich mitbewege oder mich auf andere Weise kreativ mit ihr auseinandersetze.

Kein Wunder also, dass mich die Methode der Szenischen Interpretation von Oper sofort ansprach. Denn sie lässt den Mitspielenden die Freiheit zu entscheiden, wie weit sie sich jeweils einlassen, ob sie eingreifen in die Szene, sie verändern oder eine ganz neue schaffen.

Rosemarie Arzt


Ich wurde in Hessen geboren, habe Querflöte studiert und als Musiklehrerin an der Musikschule Marburg sowie privat Einzel- und Gruppenunterricht gegeben. Parallel dazu bekam ich eine Gesangsausbildung und arbeite seit langem als Sängerin an der Deutschen Oper Berlin. Neben solistischer Tätigkeit in Konzertreihen (Oratorium, Lied, Operette, Chansons) und Konzertreisen (nach Italien, Polen, Lettland, Japan) widme ich mich der musik- und theaterpädagogischen Arbeit mit Laien jeden Alters. Von 2005-2009 gestaltete ich Kooperationsprojekte für die Deutsche Oper im Rahmen von TUSCH (Theater und Schule) mit Schülern im Alter zwischen 10 und 20 Jahren und brachte ihnen Musik aus unterschiedlichen Stilen und Zeiten nahe. Seit 1999 bin ich Dozentin für den Internationalen Arbeitskreis für Musik (IAM) und begeistere in Generationen übergreifenden Musikwochen Menschen im Alter von 8 - 78 Jahren unter anderem für Musiktheater wie Oper, Operette und Musical.

Im ländlichen Umfeld aufgewachsen, habe ich von klein an die Wirkung von Musik an meiner Umgebung und mir selbst erlebt: vom Spielmannszug, der Pfingsten durchs Dorf zog und alle in Feststimmung versetzte, über den kleinen Kirchenchor, der uns in die besinnlichen Stunden des Kirchenjahres führte bis zum eigenen Klavierunterricht, der mich ganz neue, aufregende Emotionen durch die Tonsprache der Komponisten aus unterschiedlichen Zeiten miterleben ließ.

So spürte ich sehr früh, wie unterschiedlich Musik wirken kann. Abhängig von den Instrumenten, den Stimmen, dem Ort, wo sie aufgeführt wird, der Zeit, aus der sie stammt, und vielem mehr. Meine Faszination wuchs und bekam neue Nahrung: im Schulorchester, in Kantoreien, im Einzelunterricht auf verschiedenen Instrumenten, auf Musikwochen und im Studium. Immer hatte Musik etwas Dynamisches, Verbindendes, oft etwas wortlos Erklärendes. Als Jugendliche betreute ich erste Gruppen und erlebte auch hierbei die Gemeinschaft als wohltuend. Durch die Musik war ich verbunden, unter Wahrung meiner Individualität.

Musiktheater und vor allem die Oper zeigten mir dann, wie Musik Handlung und Emotion verbinden und verstärken kann. So wird die Aussage für alle nachvollziehbar und man kann sich der Gesamtwirkung kaum mehr entziehen.

Als Sängerin während einer Oper, als Teil der Handlung durchlebe ich ständig die Gefühlswelt der Figur, die ich darstelle. Diese Gemütsbewegung, die ich selbst auf der Bühne habe, spiegeln mir auch die Zuschauer zurück. Ob Tränen der Freude oder der Trauer: die Musik bringt sie in menschliche Tiefen und lässt sie intensiv fühlen und Anteil nehmen. Mir scheint, dass die Gefühle der Figuren heute nicht anders sind als vor 100 oder 300 Jahren und sich somit ins heutige Leben übertragen lassen. In diesem Nachvollziehen liegt für mich und für alle, die sich auf Musiktheater einlassen mögen, eine große Chance: exemplarisch begeben wir uns auf Gipfel oder in Abgründe menschlichen Daseins, verstärkt durch die Musik. Ohne abzustürzen oder unterzugehen. Wir werden an ähnliche Situationen in unserem täglichen Leben, in Familie, Schule, Beruf erinnert und es tut gut zu erleben, wie hier Krisen mit und durch Musik gelöst oder zumindest erträglich werden.

In vielen durchgeführten Seminaren und Projekten konnte ich erleben, wie Menschen aller Altersstufen einen persönlichen Zugang zum Musiktheater bekamen - ungeachtet ihrer musikalischen Vorkenntnisse. Diese Beobachtungen lehren und ermutigen mich, weiterzumachen und neue Formen der Begegnung mit der Oper zu schaffen. Ich hoffe, dass die Innenopern dazu beitragen werden.